Björn Eginger arbeitet als Erzieher im Fachbereich Autismus der Rummelsberger Diakonie in Hersbruck – Tolles Team
Mehr lesenHersbruck – Björn Eginger ist ein begehrter Mann: Er ist Erzieher. Als pädagogischer Fachkraft stehen ihm auf dem Arbeitsmarkt zurzeit viele Türen offen. Vor einem Jahr hat der 32-jährige seinen Abschluss gemacht und ist dann im Fachbereich Autismus der Rummelsberger Diakonie in Hersbruck durchgestartet. „Ich habe zuvor als Mediengestalter in einer Agentur gearbeitet und mich immer wieder gefragt. Was mache ich hier eigentlich?“ Als er sich diese Frage nicht mehr beantworten konnte, fiel ihm die Entscheidung leicht. Er kündigte und begann an der städtischen Fachakademie für Sozialpädagogik in Nürnberg seine Ausbildung.
„Die Arbeit mit Menschen im Autismus-Spektrum finde ich spannend“, erzählt der 32-Jährige. Schon während seiner Ausbildung hat er in Wien ein Praktikum in einer Einrichtung für Menschen im Autismus-Spektrum gemacht. „Die vier Wochen waren wirklich intensiv“, sagt Eginger. Ohne dieses Praktikum wäre er nicht im Fachbereich Autismus gelandet und hätte Simon Schmidt (Name geändert) nicht kennengelernt. Der 22-Jährige wohnt seit drei Jahren in Hersbruck.
Die Interessen der beiden sind ziemlich gleich. Sie cruisen mit Skateboard und Roller durch Hersbruck und zocken an der Playstation. Beide stehen auf Jump & Run-Spiele. „Ich mag Lilo & Stitch“, sagt Simon Schmidt und bei Quack Attack zieht er Björn Eginger regelmäßig ab. Die enge Verbindung nutzt der Erzieher, um Simon Schmidt zu fördern. „Während der Corona-Pandemie haben wir gemerkt, dass Simon super mit Technik umgehen kann.“ Per Videotelefonie haben sie seine Sprachansätze gefördert und der junge Mann macht gute Fortschritte.
In der Arbeit im Fachbereich gibt es kein Schema-F, sondern das 25-köpfige Team in Hersbruck muss sich für jeden Menschen eine passende Lösung einfallen lassen. „Die Bewohner*innen haben unterschiedliche Bedürfnisse. Und da die meisten sich nicht lautsprachlich äußern können, leisten wir auch immer ein wenig Detektivarbeit“, erzählt Eginger. Geduld, Verständnis und den unbedingten Willen, den anderen zu verstehen, sind wichtige Eigenschaften, um den Job gut zu machen. Gut geeignet ist auch, wer Strukturen vorgeben und diese etwa in Tagesplänen anschaulich machen kann.
Ursprünglich wollte Björn Eginger in einem Offenen Jugendtreff arbeiten und auf Skateranlagen und Bahnhöfen mit jungen Leuten in Kontakt kommen. Ausprobiert hatte er das bereits während seiner Ausbildung. Seine Freunde und ehemalige Schulkolleg*innen meinten, dass er super in den Bereich passe. Also hat er bei der Rummelsberger Diakonie gekündigt und zum März eine neue Stelle in der Jugendarbeit in Nürnberg begonnen. Schnell hat er gemerkt, dass die Entscheidung nicht richtig war. „Ich habe Simon und die anderen sehr vermisst“, gibt er ehrlich zu. Aber die Erfahrung war schon wichtig. Denn Björn Eginger hat gemerkt, dass er nicht Streetworker sein muss, um seine Hobbys mit seinem Beruf zu verbinden.
Björn Eginger gefällt sein Job, die Arbeit erfüllt ihn und macht für ihn Sinn. Klar ist er ein Idealist, aber will auch ein schönes Leben führen. Und das kann er auch, denn die Rummelsberger Diakonie als kirchlicher Arbeitgeber zahlt nach „Tarifvertrag“ der Diakonie (AVR-Bayern). „Gerade wurden umfangreiche Lohnerhöhungen beschlossen“, informiert Ralph Eichenseher, Leiter des Fachbereichs Autismus. Bis zu 8,6 Prozent mehr Gehalt wird es zum 1. Januar 2023 geben und eine monatliche Schichtzulage von bis zu 155 Euro. „Außerdem können wir es künftig mit 60 Euro honorieren, wenn Kolleg*innen kurzfristig an ihren freien Tagen einspringen“, sagt Eichenseher. Ein weiterer Pluspunkt ist die arbeitgeberfinanzierte Betriebsrente. Und es gibt 30 Tage Urlaub und drei zusätzliche freie Tage im Jahr.
„Die Bedingungen bei der Rummelsberger Diakonie sind gut und wir haben zurzeit auch Stellen frei“, wirbt Björn Eginger um pädagogische Fachkräfte. Wer sich über die Arbeit und über freie Stellen im Fachbereich Autismus informieren will, kann hier nachlesen: www.jobsplussinn.de.
Abwechslung für autistische Kinder organisieren die Mitarbeiter*innen der Muschelkinderschule der Rummelsberger Diakonie in Nürnberg in den Ferien.
Mehr lesenNürnberg – Sechs Wochen Zeit für sich – ohne Unterricht und ohne feste Tagesstruktur. Sechs Wochen können aber auch lang werden, wenn die Ferien nicht gut organisiert sind. Für Felix Bernecker (9) ist das kein Problem. Die ersten beiden Ferienwochen macht der Neunjährige beim Ferienprogramm seiner Schule mit. Der Heilsbronner besucht die dritte Jahrgangsstufe der Schule der Muschelkinder der Rummelsberger Diakonie in Nürnberg. 28 autistische Kinder aus der Region werden in dem barrierefreien, autismusfreundlichen Neubau in der Ingolstädter Straße unterrichtet. Organisatorisch gehören die Muschelkinder zur Comeniusschule der Rummelsberger Diakonie in Hilpoltstein.
„Eigentlich haben wir uns einen Urlaub in Italien überlegt und uns dann für die Türkei entschieden. Da muss man fliegen“, erzählt Felix Bernecker. In den Ferien verreist er gerne. Aber auch zuhause hat er viel Platz zum Toben und Spielen. Zwei Zimmer stehen ihm zur Verfügung. In einem schläft und lernt er. Und hier kann er sich zurückziehen, wenn es nötig ist. Der andere Raum ist das Spielzimmer mit Klettergerüst. Hier tobt er gerne mit seiner Schwester.
„Viele unserer Schüler*innen können in den Ferien nicht wegfahren“, sagt Nicole Wegmann, Leiterin der Ganztagsbetreuung der Muschelkinder. Deshalb stellt sie mit ihrem Team für fast jede Schulferien ein abwechslungsreiches Programm zusammen. Die Highlights dieses Mal sind Tagesausflüge an den Rothsee und zum Nürnberger Tiergarten. Beim Programm in der Schule können die Jungen und Mädchen basteln, kochen, backen, Rikscha fahren oder einfach chillen. „Wir bauen auch einen Barfußpfad auf und bieten verschiedene Wasserspiele an, damit die Kinder sich abkühlen können“, erzählt Wegmann. Und auch die Eis- und Cocktailbar komme bei den Kindern gut an.
„Ich freue mich auf den Rothsee“, sagt Felix Bernecker. Allerdings wolle er im See nicht schwimmen, weil er Angst habe. Die Mitarbeiter*innen der Muschelkinderschule sind es gewohnt individuell auf die Bedarfe der Schüler*innen einzugehen und eine gute Lösung zu präsentieren. „Wir nehmen ein Planschbecken mit, dann kannst Du am Ufer baden“, schlägt Nicole Wegmann vor. Damit ist Felix Bernecker einverstanden. Die jungen Menschen mit der Diagnose „frühkindlicher Autismus“ werden bei den Muschelkindern nach dem Konzept der „Sonderpädagogischen Stütz- und Förderklassen“ gezielt ganztags gefördert. Die Klassen der „Muschelkinder“ gibt es seit 26 Jahren.
Damit das Lernen gut funktionieren kann, wurde der Neubau in der Ingolstädter Straße 50 hinter Hauptzollamt und Z-Bau autismusfreundlich geplant. Das neue Schulhaus ist mit einem Innenhof gebaut und wurde im vergangenen Jahr bezogen. Die Schüler*innen finden dort auf zwei Etagen genügend Platz, um in kleinen Gruppen zu lernen und sich bei Bedarf auch zurückzuziehen. „Die Kinder haben aufgrund ihrer besonderen Wahrnehmungsverarbeitung und ihrer starken Betroffenheit ganz spezielle räumliche Bedürfnisse“, erklärt Konrektorin Catja Primke.
Dass der Neubau möglich wurde, liegt vor allem an der Unterstützung von Schmuckunternehmer Thomas Sabo. Er hat durch eigene Recherchen das Projekt federführend mit ausgesucht und vorangetrieben. Außerdem legte er bei der „Stiftung RTL - Wir helfen Kindern", die er seit Jahren großzügig mit Spenden unterstützt, ein gutes Wort für das Vorhaben ein. Die Stiftung sagte daraufhin eine Unterstützung von rund 1,2 Millionen Euro für den Bau der neuen Schule zu. Maßgeblich finanziert hat der Freistaat Bayern den Schulbau, der insgesamt rund 6,5 Millionen Euro kostet.
Die Beratungsstelle Unterstützte Kommunikation 18 plus unterstützt Bewohner*innen und Mitarbeitende der Rummelsberger Behindertenhilfe dabei, verständlich miteinander zu kommunizieren.
Mehr lesenAltdorf – Menschen, die sich nicht oder nur wenig lautsprachlich äußern können, drücken sich anders aus. Sie kommunizieren durch Hand-Bewegungen, mit Mimik und Gesten oder mithilfe von Fotos. Auch Bilder, Symbole und Technik können ihnen dabei helfen, gut verstanden zu werden. Das sind zum Beispiel Bildkarten, Computer oder Handys. Diese Angebote sind Teil der Unterstützte Kommunikation. Seit acht Jahren gibt es die Beratungsstelle Unterstützte Kommunikation (UK) 18 plus der Rummelsberger Diakonie in Altdorf. Das Team kümmert sich um die Anliegen erwachsener Menschen, die von Mitarbeiter*innen der Rummelsberger Behindertenhilfe begleitet und unterstützt werden. Denn von aktuell 1.200 Menschen mit Behinderung, die bei dem sozialen Träger wohnen, äußern sich 40 Prozent der Menschen nicht oder nur wenig lautsprachlich. In Sachen Kommunikation bedeutet das eine große Herausforderung
Dabei sind die Bedarfe sehr vielfältig, das Ziel ist aber gleich: „Wir unterstützen die Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen dabei, das Zusammenleben und das Verständnis füreinander zu verbessern und so die Selbstwirksamkeit des Einzelnen zu stärken“, informiert Leiterin Anja Pudelko. Neben Ergotherapeutin und Kommunikationspädagogin Pudelko gehören Heilpädagogin Anna-Lena Deeg und Heilerziehungspflegerin Ulrike Rothlehner zum Team. Beide haben gerade ihre Weiterbildungen zum UK-Coach abgeschlossen. „Unsere Hauptaufgabe ist es, die Mitarbeitenden in der Unterstützung einer gelingenden Kommunikation anzuleiten“, erklärt Pudelko.
Um die Menschen gut fördern zu können, führen die UK-Expertinnen beim ersten Treffen eine Diagnostik durch. „Wir ermitteln dann, welche Kommunikationsmöglichkeiten die Menschen haben und überlegen, wie diese Kommunikationsmöglichkeiten unterstützt werden können“, erklärt Rothlehner. Denn in der Regel kommen die Mitarbeiter*innen mit Klient*innen, bei denen die Kommunikation hakt. Zum Beispiel Klaus Werner (Name geändert), der in einer Gärtnerei arbeitet und fit genug ist, Kolleg*innen anzuleiten. Allerdings wird er von den Kolleg*innen nicht verstanden. „In der UK-Beratung wurde besprochen, dass Klaus eine Sammlung an Symbolen bekommt, die er immer bei sich hat. Diese zeigen, was er benötigt bzw. was er von andern möchte z. B. Blumen gießen und Erde holen“, erklärt sie. Das kann aber auch sein, dass ein Bewohner plötzlich kein Marmeladenbrot mehr zum Frühstück möchte und die Kolleg*innen über die Auswahlmöglichkeit mit Symbolen herausfinden, dass er lieber Müsli mag.
Auch Klient*innen mit herausforderndem Verhalten können in der UK-Beratung Unterstützung bekommen. So zum Beispiel ein junger Mann mit einer Autismus-Spektrum-Störung, der mit den öffentlichen Verkehrsmitteln selbstständig in eine naheliegende Werkstatt zur Arbeit fahren durfte. Doch mit der Zeit kam es morgens zunehmend zu Problemen. Der junge Mann wollte den Wohnbereich nicht verlassen und warf sich auf den Boden. „In der UK-Beratung haben wir dann herausgefunden, dass er mit der Zugfahrt überfordert ist“, erklärt Anna-Lena Deeg. Nachdem das Verhalten verstanden war, haben sie dem Klienten angeboten, in die Förderstätte Vorort zu wechseln und seitdem geht der junge Mann morgens gerne in die Arbeit.
Bei der Diagnostik hilft den UK-Expertinnen, dass sie verschiedene Methoden und Ansätze einsetzen können, denn durch ihre Schulungen und Weiterbildungen vereinen die drei Kolleg*innen viel Wissen im Bereich der UK und der Diagnostik. Welche Klient*innen beim UK Team angemeldet werden, entscheiden die Kolleg*innen in den Einrichtungen und Diensten häufig in Zusammenarbeit mit dem Fachdienst. „Am besten ist, wenn wir eine E-Mail erhalten, in der der Klient*en kurz vorgestellt und der Situation beschrieben wird“, erklärt Ulrike Rothlehner. Dann melden sich die Kolleg*innen des UK-Teams mit einem Terminvorschlag. Kontakt: UK18Plus(at)rummelsberger.net
Die Rummelsberger Dienste für Menschen mit Behinderung haben alle Beteiligten in ihren Einrichtungen umfangreich zu allen Vorsorge- und Schutzmaßnahmen im Zusammenhang mit dem Corona Virus informiert. Für die jeweiligen Einrichtungen in den Regionen sind die Empfehlungen und Maßnahmen zum Umgang mit der Situation erstellt und eingeleitet.
Es gibt einen permanenten Austausch mit den örtlichen Gesundheitsämtern und Landkreisen sowie den kreisfreien Städten.
Die Empfehlungen des Robert Koch Institutes sowie die staatlichen Verordnungen sind Grundlage unseres Handelns. Dadurch kann es in den verschieden Einrichtungen zu unterschiedlichen Regelungen kommen.
Generell gilt: Alle Einrichtungen der Dienste für Menschen mit Behinderung verfügen über angepasste Schutz- und Hygienekonzepte, deren Einhaltung auch die aktuell angeordneten Testnachweise für Besucherinnen und Besucher beinhalten. Dabei wird dem Schutz vor Ansteckungsrisiken unserer Bewohner*innen und Beschäftigten oberste Priorität eingeräumt.
Aktuelle Informationen der Bayerischen Staatsregierung für Menschen mit Behinderung finden Sie hier:
Informationen in leichter Sprache finden Sie hier:
Weitere Informationen finden Sie:
Kinder, Jugendliche und Erwachsene leben am Auhof und in der Region Roth-Hilpoltstein. Einige haben eine leichte geistige Behinderung, andere brauchen viel Unterstützung. Auch Menschen mit einer schweren Mehrfachbehinderung oder einer seelischen Behinderung leben hier.
Egal ob Wohnen, Frühförderung, Schule, heilpädagogische Tagesstätte, Förderstätte oder Werkstatt: Ziel ist, dass die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen - soweit möglich - ein eigenständiges Leben nach ihren Wünschen führen können.
Am Auhof und in der Region Roth-Hilpoltstein werden alle Angebote ständig weiterentwickelt. Dabei wird jeder Einzelne in seiner Persönlichkeit gesehen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der verschiedenen Bereiche arbeiten eng zusammen.
Die Angebote am Auhof und in der Region Roth-Hilpoltstein im Überblick:
Wohnen für Kinder und Jugendliche
Wohngruppe für junge Erwachsene mit Lernschwierigkeiten und seelischem Unterstützungsbedarf